Die Kirche zum
Heiligen Nikolaus
in Durnholz
Die Kirche reicht in ihren Ursprüngen bis ins 13. Jh.. zurück. Sie ist dem hl. Nikolaus geweiht. Das 15 m lange und 9 m breite Schiff trägt eine flache Holzdecke. Der quadratische Chor ist von einem Tonnengewölbe überspannt. Unsere Kirche ist reichlich mit Fresken ausgestattet. Sie wurde wahrscheinlich um 1430 ausgemalt und in der Pestzeit mit Kalk überstrichen. 1986 kam ein 150 m² großer Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben des hl. Nikolaus, des hl. Vitus, die Leidensszenen Christi (2) und verschiedene biblische Gestalten zum Vorschein. Das Denkmalamt hat zusammen mit dem Kunstamt die Arbeiten übernommen, denn diese Bilder können als sensationeller Kunstfund bezeichnet werden und erforderten eine besondere Sorgfalt bei der Freilegung. Die Kirche war einst vermutlich eine Eigenkirche, also im privaten Besitz einer adeligen Familie. Im 45m hohen Turm der erst um 1550 erbaut wurde, hängen 4 Glocken. Eine davon wurde 1542 von Hans Löffler aus Brixen gegossen. Sie trägt die Umschrift:
In Namen Ihesu Christi vnnd des heiligen Herren sannt Niccalus klinng ich durch das gannze Durnholcz hinaus! Hans Leffler hat mich gemacht, mit Gottes Hilff vollbracht. MDLXII.
Die Löfflerglocke, die einen sehr schönen Klang hat und auch als
Stundenglocke dient, ist die einzige alte Glocke im Turm von Durnholz; die
anderen drei Glocken wurden erst nach dem Ersten Weltkrieg von italienischen
Gießereien angefertigt. Da die früheren Glocken im Krieg abgegeben werden
mussten.
Der Seltenheit halber soll vermerkt werden, dass sich der Vertrag zwischen dem
Glockengießer Hans Löffler und den Durnholzern um diese Glocke erhalten hat. Er
befindet sich im 28. Band des Stadtgerichtsverfachbuches Brixen (1562/63, Blatt
111) und lautet:
Actum den 15. Sept. 1562: Die ehrbaren Männer Urban Kalbensteiner in Durnholz
im Gericht Sarntghein als gewaltiger Kirchprobst der St.- Nikolaus- Kirche allda
in Durnholz, Sigmund Wassermann und Georg Prann, beide auch in Durnholz seßhaft,
geben als die von der Gemein Durnholz Gesandte im Namen der Durnholzer Kirche
einen Schuldbrief nach dem Landesrecht dem ehrsamen und ehrbaren Hannsen
Löffler, Gloggengiesser und Bürger zu Brixen, um 215 Guldenrheinisch, die sie
ihm anstatt der Kirche in Durnholz schuldig geworden sind wegen einer Gloggen,
so er zu derselben Kirchen mit Vorwissen einer ehrsamen Nachbarschaft und Gemein
gemacht und verfertigt hat. Diesen Betrag sind sie ihm schuldig noch über die
alte Gloggen, so sie ihm um 40 Gulden verkauft haben. Diese schuldigen 215
Gulden sollen die genannten Durnholzer so bezahlen: jetzt, wo sie gekommen sind,
um die neugegossenen Gloggen von Brixen übers Joch nach Durnholz zu führen, 75
Gulden; dann auf den künftigen St. Martins- Tag heuer wiederum 75 Gulden; und
dann auf St. Michaels- Tag des kommenden Jahres 1563 die restlichen 65 Gulden.
Der Gloggengiesser Löffler gibt den Durnholzern ein Jahr und einen Tag
landesgebräuchliche Gwährschafft, daß - allwo dieselb Gloggen in dieser Zeit am
Klang und Metall nit gerecht befunden oder beim Läutenzerbrechen würde -, daß er
ihnen dann diese Gloggen wieder neu gießen müsse, und zwar ganz auf seine
Kosten. Die Durnholzer aber müssen dem Gießer geloben, die neue Glocke auf ihr
Risiko nach Durnholz zu bringen, und außerdem darf der Mesner dort die Gloggen
nit gefährlich läuten.
Die Glocke hat den Transport im September 1562 über die Berge nach Durnholz
offenbar gut überstanden, und auch das Aufziehen in den Turm ging gut
vonstatten; zwar zeigt sie an einer Seite eine arge Schramme, doch ging dann
alles gut und auch zerbrochen ist sie bis heute nicht- obwohl seither nicht nur
Jahr und Tag, sondern mehr als vier Jahrhunderte verflossen sind.
Noch ein zweites Werk ließen sich die Durnholzer damals, im 16.
Jh., anfertigen, das ihnen auch einen schönen Batzen Geld gekostet haben muss.
Auch diesmal war es ein Brixner, an den sie sich wendeten- an den Maler und
Tafelschnitzer Andre Haller in Brixen, und zwar wegen eines schönen
Flügelaltars, den sie für ihre abgelegene Kirche gern gehabt hätten. Zwar ist in
diesem Fall der Vertrag verschollen, aber das Schnitzwerk selbst besteht noch,
wenn auch leider nicht mehr in Durnholz. Dieser Durnholzer Altar wäre der
einzige gotische Flügelaltar des Sarntales, wenn er noch vorhanden wäre, und
besäße einen großen Wert. Doch man hat ihn im vorigen Jahrhundert in völliger
Unkenntnis seiner Wertes zuerst aus der Kirche hinausgeworfen und in die
Friedhofskapelle gestellt, dann aber nach auswärts verkauft und sich dafür eine
zwar goldglänzende, aber wertlose
neuromanische Ausstattung für die Kirche
angeschafft. Der ehemalige Durnholzer Flügelaltar steht heute in der Hauskapelle
des Ansitzes Zallinger- Stillendorf in Bozen, die beiden Flügel aber, die
bereits vorher von Durnholz aus verschleppt worden waren, sind jetzt im Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Dieser Altar trug die Inschrift:
Anno domini 1513 iar am Sambztag vor Partholomey ist das Werck gesetzt vnd
gemacht worden von Mayster Andre Haller, maller zw Brixen.
Volkskundlich sehr bemerkenswert ist eine am Triumphbogen hängende große Darstellung des Jüngsten Gerichts. In der Mitte steigen die Toten aus den Gräbern, links werden die Seeligen von einem Engel in Reih` und Glied himmelwärts gebracht, rechts hingegen drängen sich die Verdammten und werden von einem Engel mit Feuerschwert sowie von schwarzen Teufeln in den flammenroten Rachen eines scheußlichen Höllendrachens gestoßen. Oben in der Mitte sitzt Gottvater auf einer blauen Weltkugel, welche die Umschrift trägt: Stehet auf, ihr Thoten, und khomet zum Gericht! Links davon die betende Gottesmutter in blauem, wallenden Mantel, links und rechts oben die betenden Heiligen. Während diese mit schönen Kleidern angetan sind und auch ihre Standessymbole tragen, sind die aus den Gräbern Gestiegenen und zum Himmel Abmarschierenden bzw. in den Höllenrachen Gestoßenen nackt und tragen nur ein Lendentuch. Eine merkwürdige, volkskundlich recht vielsagende Darstellung aus dem ersten Viertel des 18. Jh.s. So hat sich offenbar nicht nur der signierte Maler A. H., der dieses Bild 1723 malte, den Jüngsten Tag vorgestellt, sondern auch die Gläubigen hatten dieses Himmels- und Höllenbild vor sich und richteten sich danach ein.